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My AVONTUUR with TIMBERCOAST – Shipmate Ulrich Stelzner

My AVONTUUR with TIMBERCOAST – Ulrich Stelzner – 69 Jahre, aus Berlin.

VIDEOS -> 1. CARGO UNDER SAIL 2. My AVONTUUR 3. The CREW

Kann Conni, wie Jesus, übers Wasser laufen?

Das geht, wenn er Cornelius Bockermann heißt!

Na ja, er läuft nicht direkt übers Wasser aber seine AVONTUUR kann das und er ist der Kapitän.

Die AVONTUUR, das Segelschiff, der Frachtensegler ist ein Schoner, 97 Jahre alt, von internationalen Freiwilligen auf den neusten technischen Stand gebracht.

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Warum kommt mir die nachgesagte Fähigkeit von Jesus in den Sinn?

Cornelius versteht es seine Jünger, nämlich seine Freiwilligen um sich zu scharen und unerbittlich, unaufhaltsam und unerschütterlich seine Ideen, seine Visionen umzusetzen, gegen alle Schwierigkeiten finanzieller und technischer Art. Er versteht es die Vision so zu vermitteln, dass sie einfach logisch klingen, egal wie verrückt sie scheinen.

Cornelius Bockermann ist taff, eloquent, fachlich unantastbar, streng, herzlich, laut, redselig und verliebt in eine Idee. Fragen ob man damit Geld verdienen kann stehen nicht an erster Stelle, wenn es um die Umwelt und die Ausbildung von heranwachsenden Segelleuten geht. Das alles klingt zunächst verrückt aber schließlich auch überzeugend.

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Da muss man einfach, nach gründlicher Überlegung, irgendwie mitmachen.

Man kann dafür an Bord arbeiten und lernen, man kann spenden oder investieren, um das Projekt TIMBERCOAST mit der AVONTUUR noch weiter zu bringen.

Da wollte ich auch dabei sein. Seit Mitte 2015 hatte ich die AVONTUUR auf meinem Schirm. Dank dem Internet waren die langsamen und kleinen Schritte gut zu verfolgen. Dann kamen auch einige TV-Sender dazu und dokumentierten. Alles wurde klarer und wirklicher.

Seit August 2016 segelt die AVONTUUR und ist auf dem Weg, die Weltmeere zu erobern, ohne Emission, also ohne Umweltverschmutzung wird sie Fracht transportieren und zeigen, dass Fortschritt nicht nur Schritte nach vorn, sondern auch mal Schritte zurück bedeuten kann, egal wie viele Containerschiffe oder Stückgutfrachter noch unterwegs sind. Nicht nur eine Demonstration, sondern Handeln wird hier gezeigt. Das gute Beispiel soll zählen.

Zur Hanse Sail 2016 in Rostock konnte ich die AVONTUUR erstmalig sehen, betreten und bestaunen. Es waren keine großen Reden und Fakten nötig, den Plan, einmal dabei zu sein, mitzufahren, Wirklichkeit werden zu lassen.

Die Bedenken, ob ich das schaffen kann, in meinem Alter, wurden einfach ignoriert. Es wurde ein Seesack besorgt, mein altes Ölzeug und Seestiefel eingepackt und mit aufgeregter Stimmung ein Flug nach Porto gebucht.

Den Taxifahrer zu einer abseits gelegenen Pier am Rio Douro zu bewegen, war ein Anstrengung wert.

Da lag sie, die AVONTUUR, kurz vorher aus Cherbourg kommend eingelaufen. Die Besatzung stand am Achterdeck zur Ansprache des Kapitäns bereit.

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Endlich an Bord. Was ein Traum war, wurde wahr.

So viele freundliche Mitglieder der Crew begrüßten mich und nahmen mich in die ihrer Mitte auf.

Es dauerte keinen Tag, bis ich mich wieder jung, unternehmungslustig, akzeptiert und heimisch an Bord fühlte.

Sicherlich waren die vielen Segel, Masten und Bäume mit den Schoten, Fallen, Tampen, Tausendfüßlern und Taue ein Buch mit sieben Siegeln, war ich doch vor mehr als 40 Jahren Maschinist auf einem Minensuchboot. Da gehörten die „Seeziegen“ zu einer anderen Fachrichtung.

Aber jetzt war ich wieder an Bord und Vieles kam in meiner Erinnerung zurück und ich habe mich einfach wohl gefühlt. Die Kojen, das Wassersparen, die Niedergänge, das Backen und Banken, die Bewegungen des Schiffes, das Wache gehen waren mir immer noch vertraut. Die kleinen Einschränkungen, die ein Bordleben auf einem Lastensegler mit sich bringen, werden von der Idee des Projekts, der Besonderheit des Lebens auf See, der Liebe zum Wasser, dem Wind, den Wellen, den Sternen und den Sonnenauf- und Sonnenuntergängen wieder wettgemacht. Das ist mal klar, hier handelt es sich nicht um einen Kreuzfahrtsegler oder ein Traditionsschiff.

Das Handelsschiff transportiert tatsächlich Waren. Erstmal Gin aus Hannover und seit St. Cruz de la Palma auch Rum in Fässern.

Das Segeln und das Verladen sind die vornehmlichen Fähigkeiten an Bord, die den Trainees, den Auszubildenden, vermittelt werden.

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Strikt, fachgerecht und ausdauernd werden die Fertigkeiten beigebracht. Es gibt keine Probleme, für die Conni nicht eine Lösung findet. Selbst als die AVONTUUR in den Hafen von St. Cruz de La Palma einlaufen sollte und keine spanische Flagge zur Verfügung stand, wurde eine Flagge einfach gedruckt und alles war perfekt.

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Und es kommen die Annehmlichkeiten einer Segelreise und der Seefahrt nicht zu kurz. Es ist die Gastfreundschaft und die Kameradschaft, die diese Tour für mich zu einer unvergesslichen Reise werden ließen. Auch mit Geduld wurden meine Patzer, meine falschen Positionen bei den Manövern und das Zuppeln am falschen Tampen korrigiert. Es wird eben trainiert.

Immer wieder ergaben sich bei Ausflügen an Land in Funchal auf Madeira oder St. Cruz auf La Palma gemütliche Runden beim Essen und Trinken und selbst die Romantik kam nicht zu kurz. Oft waren Gitarrenklänge an Oberdeck zu hören und die internationalen Protagonisten ließen ihre Songs hören.

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Selbst ein Lagefeuer am schwarzen Sandstrand der kanarischen Insel La Palma fehlte nicht und das Träumen hörte nicht mehr auf, bis, ja bis der Tag der Abreise kam.

Es war für mich schon sehr wehmütig, das Schiff wieder verlassen zu müssen. Ich weiß aber, dass der Traum bei Cornelius Bockermann und seiner Crew weiter und mindestens teilweise in Erfüllung geht, weil er Hand und Fuß hat und richtig ist.

Deshalb geht mein Wunsch an die Hersteller der geeigneten Waren, diese auch umweltschonend transportieren zu lassen und an die Verbraucher, zu prüfen und zu überdenken, wie Waren und Lebensmittel transportiert werden, wenn sie denn transportiert werden müssen.

Die AVONTUUR ist bereit!

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