My AVONTUUR with TIMBERCOAST – Shipmate Johanna
Als mich Ben von TIMBERCOAST am Freitag anrief und mir einen Platz auf der AVONTUUR von Brake bis La Rochelle anbot, war ich sofort begeistert. Segelerfahrung hatte ich nicht wirklich, weder auf Jollen noch auf größeren Seglern. Ben lachte ein wenig darüber, versicherte mir aber, dass das kein Problem sei. Ich war unglaublich aufgeregt und konnte es nicht recht glauben ab Montag knapp zwei Wochen auf einem Frachtsegler als Trainee mitfahren zu dürfen. Ich hatte keine genauen Vorstellungen, was ich in den nächsten Wochen erleben würde. Klar, eine Kaffeefahrt würde es nicht gerade werden: eine Koje in der Zehnerkajüte, Lebensmittel und Frischwasser an Bord sind begrenzt, Privatsphäre und Handynetz gibt es praktisch nicht. Mit 14 anderen würde ich ein paar Quadratmeter teilen. Ehe ich mich versah, war ich Montagmorgen schon auf dem Weg nach Brake.
Auf der AVONTUUR liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren, letzte Reparaturen und Besorgungen mussten erledigt werden und sämtliche Lebensmittelvorräte für die nächsten Monate verstaut werden. Von Anfang an herrschte eine Vertrautheit untereinander, obwohl die meisten sich erst seit kurzem kannten. Am Nachmittag fand die offizielle Begrüßung an Bord durch Kapitän Thade statt und es gab generelle Sicherheitsanweisung an Bord von unserem 1. Steuermann Steffen. Bei der Gelegenheit wurden auch die Wachen eingeteilt, die ab dem nächsten Tag unser Zusammenleben an Bord weitgehend bestimmen würden. Nicht nur Segel setzen und trimmen, Wendemanöver fahren und Ruder und Ausguck gehen. Dazu kam täglich Brot backen, Klos putzen, Deck schrubben etc. Die Zubereitung des Mittag- und Abendessen wurde reihum verteilt, da wir ohne Smutje reisen würden.
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hatten wir uns gut mit dem Tagesrhythmus arrangiert, aber mein Magen würde noch einige Tage brauchen bis er sich an das Rollen und Schaukeln der alten Dame gewöhnte. Für Ablenkung sorgten die Erzählungen über längst vergangene Abenteuer auf See unserer erfahreneren Mitsegler. Jeden Tag finde ich mehr Spaß am Segeln! Wenn ich die Möwen beobachte denke ich, Segeln ist das richtige Fliegen.
Die deutsche Küste ließen wir unter strahlendem Sonnenschein zügig hinter uns, hatten aber Probleme in den Ärmelkanal zu kommen. Die Winde kamen unvorteilhaft genau aus der Richtung, in die wir segeln wollten. Thade nutzte die Gelegenheit, um uns bei Wendemanövern weiter mit den Segeln und den dutzenden Leinen vertraut zu machen. Eine kleine Knotenstunde gab mir Bootsmann Klaus auch: Palstek, Schotstek, Rundtörn mit zwei halben Schlägen und Webeleinenstek. Das reicht erst einmal für den Anfang und die Arbeit an Deck.
Nach knapp drei Tagen drehte schließlich der Wind und wir passierten Dover und Brighton. Vor der Isle of Wight bereiteten uns die Strömungen Schwierigkeiten, sodass wir schließlich in der Bucht vor Weymouth ankerten. Am nächsten Tag nutzten wir die auslaufende Tide und machten uns auf den Weg nach Cherbourg. Dort würden wir einige Reparaturen vornehmen und Frischwasser tanken. Da wir inzwischen La Rochelle nicht mehr planmäßig erreichen würden, mussten einige die AVONTUUR schon hier verlassen und machten uns schließlich schweren Herzens auf den Nachhauseweg. Es war ein merkwürdiges Gefühl im Hafen zurückzubleiben und zu sehen, wie sich die Avontuur ohne uns auf den Weg nach La Rochelle machte. In den zwei Wochen waren wir zu einem eingespielten Team geworden und hatten Spaß und Leidenschaft am Segeln geteilt. Mein Segeltörn auf der AVONTUUR ist eine meiner besten Erfahrungen, ich habe viel gelernt und mit unglaublich aufgeschlossenen und begeisterten Menschen eine tolle Zeit verbringen dürfen.